Riesentrubel im Riesensaal

Seit Jahr(zehnt)en wird in Dresdens Innenstadt gebaut, denn der zweite Weltkrieg hat tiefe Spuren im Stadtbild hinterlassen. Kaum ein Bauwerk ist den Dresdnern dabei so ans Herz gewachsen wie das Dresdner Schloss, von der Frauenkirche natürlich abgesehen. Wo früher Kurfürsten und Könige lebten, ist heute ein Museumskomplex untergebracht, der seinesgleichen sucht. Nicht die fürstlichen Gemächer, sondern die Besitztümer des Herrscherhauses stehen im Vordergrund der Ausstellungen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresdens. Was früher nur wenigen zugänglich war, sollen heute alle sehen.

Und so ist es kein Wunder, dass das Schloss aus allen Nähten platzt, wenn ein neuer Gebäudeteil nach langen Bauarbeiten endlich eröffnet wird. Am Wochenende war es soweit: erstmalig konnte man die Rüstkammer im Riesensaal bewundern. Dieser verdankt seinen Namen den übergroßen Männerfiguren, die im 16. Jahrhundert als Malereien die Wände schmückten. Was zu dieser Zeit noch „in“ war, fanden die barocken Herrscher dann gar nicht mehr schön, und bauten den Saal flugs zu Gemächern um. Jetzt erstrahlt er nach knapp 300 Jahren Pause wieder in alter neuer Schönheit.

Die Rüstkammer kennen die Dresdner bereits aus den alten Ausstellungsräumen im Zwinger: eine Sammlung von Waffen und (Ritter)Rüstungen, die die sächsische Herrscherfamilie erworben hatte – sei es zum eigenen Gebrauch oder als Dekoration. Waffen & Co. dienten nicht immer dem offensichtlichen Zweck, manchmal wollten die Fürsten damit ihre Macht offenbaren, denn nicht jeder konnte sich solch technisches und kunstfertiges Schmiedewerk leisten.

Um zu demonstrieren, wozu Rüstungen gut sind, sind im Riesensaal Turnierszenen nachgebaut, sodass die Besucher zwischen kämpfenden Ritterrüstungen und lebensgroßen Holzpferden durch eine beeindruckende Welt glänzenden Metalls wandelten. An den Wänden hängen neben Dolchen und Degen auch Bilder von Kurfürsten in Rüstungen, die daneben in echt zu bewundern sind. Klar, dass besonders die kleine Gäste von den Exemplaren in Kindergröße fasziniert waren. Praktisch für die vielen Großeltern, die ihre Enkel ins Museum mitgenommen hatten…

Fazit eines silberglänzenden Tages im Dresdner Schloss: die Rüstkammer ist einen Besuch wert, egal ob allein, in Begleitung des Partners oder gleich der ganzen Familie!

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